ÖTG-Symposium im vorweihnachtlichen Linz
Das alljährliche Symposium der Österreichischen Tribologischen Gesellschaft (ÖTG) wurde am 22. und 23. November in Linz abgehalten. Der Tradition folgend stand am ersten Tag – nachmittags – die jährliche Generalversammlung der ÖTG auf dem Programm. Abends wurde eine Stadtführung angeboten, bei der wir uns über die neuere Architektur in Linz informieren konnten, wie beispielsweise das Brucknerhaus, Lentos Kunstmuseum und Ars Electronica. Bei Speis und Trank im gemütlichen Stiegl-Klosterhof haben wir den Tag mit Fachsimpeln und Netzwerken ausklingen lassen.
Am zweiten Tag fand die Fachveranstaltung mit 3 Plenar- und 11 Fachvorträgen – dankenswerterweise auf Einladung der voestalpine Stahl GmbH in der voestalpine Stahlwelt – statt. Der Schwerpunkt wurde heuer auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für eine nachhaltige Produktion gelegt. Hierbei wurde der Beitrag, den die Forschung und Entwicklung in der Tribologie dazu leisten kann, in Fachvorträgen zu den Bereichen „Wasserstoff“, „Schmierstoffe & Kraftstoffe“ sowie „Werkstoffe & Komponenten“ eindrucksvoll vor Augen geführt.
Die österreichische Industrie hat längst strategische Maßnahmen ergriffen, um die Energie- und Mobilitätswende als auch Kreislaufwirtschaft zu realisieren. So haben wir im Rahmen der Plenarvorträge wichtigen Einblick in die Wasserstoff-Strategie der voestalpine Stahl GmbH zur Stahlproduktion erhalten.
Ralf Martinelli, Leiter für Technischer Service und Energie bei voestalpine Stahl GmbH, stellte die wichtigsten Eckdaten von voestalpine Stahl GmbH vor und präsentierte den Plan der voestalpine für die künftige grüne Stahlproduktion (greentec steel) ein.
Von Joachim Lehner, Leiter für Forschung & Entwicklung Stahlwerk bei voestalpine Stahl GmbH, lernten wir, dass die Stahlproduktion etwa 7 % der weltweiten CO2-Emisssionen generiert. Die voestalpine nimmt ihre Verantwortung wahr und hat mit greentec steel einen klaren Plan. Im ersten Schritt des Stufenplans werden je ein Elektrolichtbogenofen in Linz und Donawitz errichtet. Die Integration der beiden grünstrombetriebenen Elektrolichtbogenöfen in die Stahlproduktion ermöglicht energieintensive Prozesse zu elektrifizieren und so ab 2027 rund 30 % an CO2-Emissionen einzusparen. Mit den traditionellen Spatenstichen erfolgte im Herbst in Linz und Donawitz der offizielle Baubeginn. Ab 2030 ist die Ablöse von zwei weiteren Hochöfen in Linz und Donawitz und die Investition in einen weiteren Elektrolichtbogenofen in Linz geplant. Um das Net-Zero-Ziel bis 2050 zu erreichen, forscht der Konzern bereits jetzt an mehreren neuen Verfahren und investiert in Pilotprojekte, die neue Wege in der Stahlerzeugung aufzeigen.
Oliver Jantschner, Direktor Innovation & Sustainability der ANDRITZ METALS, berichtete über die Potenziale für CO2-Reduktionen in der metallverarbeitenden Industrie. Diese umfassen u. a. Energieeffizienz durch numerische Simulationen bei der Entwicklung von Brennern, Elektrifizierung von Öfen, Carbon Capture und „grünen“ Wasserstoff mittels Elektrolyse. Die Maßnahmen zur CO2-Reduktion sollen insbesondere während der Anlagennutzung wirksam werden, da Emissionen zu mehr als 95 % in dieser Phase anfallen.
Werner Fragner, Leiter für Unternehmenstechnologie bei AMAG Austria Metall AG, zeigte auf, dass die Kreislaufwirtschaft in der Aluminiumproduktion und -verarbeitung seit Jahrzehnten gelebte Praxis ist: Schrotteinsatz bietet bis zu 95 % Energieeinsparung im Vergleich zur Primärherstellung von Aluminium. AMAG entwickelt einen hybriden Ansatz aus Simulation und statistischer Datenauswertung, um ein umfassendes Bild von Einflussgrößen auf die Produktqualität zu schaffen, im Bereich der Tribologie z. B. betreffend den Einfluss der Oberflächentopgraphie der Walzen auf die Reibzahlentwicklung während der Umformung.
Rund 75 Teilnehmer:innen konnten wir zum ÖTG-Symposium begrüßen. Des Weiteren haben drei Aussteller – Anton Paar GmbH, Optimol Instruments Prüftechnik GmbH und AC2T research GmbH – über ihre messtechnischen Vorrichtungen für tribologische Untersuchungen informiert.
Die ÖTG bedankt sich herzlich bei der voestalpine Stahl GmbH für die großzügige Unterstützung der Veranstaltung, insbesondere bei Herrn Ralf Martinelli als Hausherrn der Veranstaltung und Herrn Karl Adam für die Organisation im Vorfeld.
Das nächste ÖTG-Symposium wird am 20. und 21. November 2024 in Technologie- und Forschungszentrum Wiener Neustadt abgehalten.






